Donnerstag, Januar 19, 2006

Kontakt: azzaro009@web.de / farhad@payar.net

Yasmin Khalifa und Farhad Payar - Foto: Ina Foss

Uraufführung: 24, November 2005, in der Villa Elisabeht Berlin

und vom 25. November - 03. Dezember 2005

Gefördert durch Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur

Weitere Aufführungen: 09. und 10. März 2006 inTYATROM

in der Alte-Jakob-Str. 12 / Berlin Kreuzberg

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Mittwoch, Januar 18, 2006

Kritik v. BBC - Persian (deutsche Übersetzung)

„Jack & Harun“, das neue Theaterprojekt von Farhad Payar

Jalal Sarfaraz / BBC Persian 28. Nov. 2005

„Wer das Kamel zum Muezzin hochgetragen hat, der möge es auch wieder herabtragen“!
(Zitat aus dem Stück)

„Jack & Harun“ ist die neue Produktion des iranischen Regisseurs Farhad Payar.Das Stück ist in deutscher Sprache, und wurde im Saal einer Kirchengemeinde in Berlin uraufgeführt.Außer Payar sind die Schauspieler und die meisten Mitwirkenden Deutsche. Auch die Zuschauern sind hauptsächlich Deutsche.Farhad Payar versucht in den letzten Jahren nicht-iranische Zuschauer zu gewinnen. Dabei hat er auch Erfolge zu verzeichnen.Die Handlung spielt in einer psychiaterischen Anstalt in Berlin. Die Hauptprotagonisten sind der libanesische Dichter Harun und der amerikanische Automechaniker Jack. Der schizophrene Harun glaubt, der ehemalige irakische Staatschef Saddam Hussein zu sein. Jack sieht sich als den amerikanische Präsidenten George W. Bush.Harun ist gegenüber der Krankenschwester schwach, doch in der Einsamkeit zeigt er sich als einen aggressiven Machtbesessenen.Ähnlich verhält sich Jack. Er meint, die Angst sei die Grundlage des Optimismus. Deshalb zeigt er sich im Gespräch mit dem Arzt als einen harmlosen Kulturliebhaber. Gegenüber seines arabischen Rivalen ist er aber ein brutaler, machtbesessener Mensch.Die beiden Protagonisten sind in einem Zimmer untergebracht. Sie leben in ständiger Auseinandersetzung. In einem Moment sind sie Freunde, in dem anderen Feinde. Sie leben zwischen Wahnvorstellungen und Wirklichkeit.Zu ihren Kindern haben sie eine strenge patriarchalische Beziehung. Frauen gegenüber sind sie feindlich, wild und unmenschlich.Die Charaktere von Jack und Harun sind nach genauen psychologischen Erkenntnissen konstruiert.Die anderen Protagonisten, also Gina und Saad (die Kinder von Jack und Harun), die Krankenschwester, der Arzt und der Jude Schmelz sind in enger Verbundenheit mit den Hauptprotagonisten gestaltet.„Jack & Harun“ ist ein sozialkritisches Antikriegsstück. Es stellt die Globalisierung in Frage und kritisiert den religiösen und kulturellen Fanatismus. Es regt die Zuschauer dazu an, Gewalt und Aberglaube zu verabscheuen, und sich mit den menschlichen, friedlichen Ambitionen der neuen Generation zu solidarisieren.Die beiden Hauptprotagonisten sind sich in vieler Hinsicht einig: Sie sind gewalttätig, machtgierig und maßlos.Aber wenn es um die „Herrschaft“ geht, kämpfen sie gegeneinander bis zur äußersten Grenze. Dabei ist Jack offensichtlich der Stärkere.Die zweite Generation aber erfreut sich der Liebe. Sie ist friedlich, teilt die Sorgen der Väter nicht, und geht ihren eigenen Weg.Das Stück endet in einem Massenmord durch Jack und Harun, die sich am Schluss selbst richten.Farhad Payar zeigt mit dieser Arbeit eine eigene Sichtweise auf ein aktuelles Thema, das die Weltgemeinschaft mit Sorge füllt. Er versucht durch seine humorvolle Inszenierung die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen, statt sie mit tragischen Geschehnissen zu konfrontieren. Vielleicht aus diesem Grunde lässt er auch das tragische Ende wiederholen.Der Text ist in gemeinsamer Arbeit von Farhad Payar und der jungen ägyptischen Autorin Yasmin Khalifa entstanden. Das Autroenduo hat für das Stück Werke von Machiavelli, Trakl, Khalil Gibran, Oscar Wilde, Shakespeare, Al Hariri, Graf von Zinsendorf, und die Bibel zur Hilfe genommen.Der Text ist an manchen Stellen schön und reif. An manch anderen Stellen wird er etwas philosophisch und unverständlich, so dass der Zuschauer den Faden verliert. Doch die Dialoge sind immer im Einklang mit den Situationen und Charakteren.Die Handlung (das Spiel) findet hauptsächlich - besonders wo es sozialkritisch oder politisch wird - im vorderen Teil der Bühne statt. Im hinteren Teil herrscht in der Regel Waffenstillstand.Das Bühnenbild ist sehr einfach: zwei Betten, ein Tisch, zwei Stühle und zwei Schränkchen. Die abgebröckelten Wände geben dem Ganzen ein naturalistisches Flair.Die Betten haben eine dramaturgische Bedeutung: je nach Sympathie oder Antipathie der Protagonisten für einander stehen sie auf einer Seite der Bühne nebeneinander, oder sind auf beiden Seiten der Bühne weit von einander entfernt. Und so verwandelt sich die Bühne mal in einen Kriegsschauplatz und mal in ein Schlafzimmer, wo die beiden ihre Liebe und Zuneigung zu einander zeigen.Die irakische Fahne mit der Parole „Allah o Akbar“, zwei amerikanische Fähnchen, ein Bild mit arabischer Schrift, ein Schwert, eine Pistole und andere Gegenstände zeugen von den kulturellen Unterschieden der Protagonisten.Im ganzen Stück gibt es bildliche Finesse: eine Vase, die Jack als Zeichen von „Afghanistan“ mit sich trägt, seine grünen Handschuhe und die Sprühdose, die seinen Reinlichkeitswahn zeigen. Da ist auch Haruns Rosenkranz – als Zeichen seiner Demagogie - und seine Maus „mit der Seele eines Löwen“, die seine Schwäche und Ängste symbolisiert – in der Maus sieht Harun den Geist eines Löwen.In „Jack & Harun“ haben - wie in manchen anderen Stücken von Payar - Tanz und Choreographie einen besonderen Stellenwert. Die Choreographie (von Modjgan Hashemian) findet im Unterbewusstsein des Hauptprotagonisten statt; eine Art Theater in Theater. Das bringt manchmal die Einheit von Zeit und Ort durcheinander und sorgt für Verwirrung.Die alte Generation hat eine Vorliebe für traditionellen Tanz, die neue tanzt Ballet, ohne ein Wort zu sprechen. Und so wird ihr fiktives Dasein unterstrichen.Die Tänze erscheinen manchmal überflüssig und langweilig, doch sie reduzieren die Gewalt, die die Bühne beherrscht.Die Krankenschwester und der Arzt sind „normale“ Charaktere. Der Jude Schmelz hat eine gespaltene Persönlichkeit. Manchmal erscheint er nahezu unwirklich – wenn er tanzend mit seinem Mob über die Bühne reitet, und manchmal wirkt er ziemlich geerdet – wenn er mit Jack über die Waffe feilscht. Schmelz ist eine symbolische Figur, und so ist er unterschiedlich interpretierbar.Die Stimmen von Maria M. Pela und Daryush Shokof (in off) sind Teile des Stückes.Im Programmheft steht: „Die Struktur des Universums findet sich in allen anderen Strukturen des Lebens wieder“. Dem zufolge ist die Bühne eine Verdichtung des „großen Welttheaters“.Um die „große Welt“ zu kaschieren, ist die Bühne groß und weiträumig gestaltet (von Maja Zogg).Auf großen Bühnen müssen sich die Schauspieler mehr anstrengen, um sich behaupten zu können.Dominik Stein (als Harun) und der Holländer Jack Gonlag (als Jack) sind Könner ihrer Kunst. Steins Gesichtsmimik und Gonlags feine Körperbewegungen sind hervorragend. Sie spielen ihre Rollen wunderbar und steigern so die gute Qualität der Aufführung.Auch Jeffry von Laun (als Schmelz) spielt auffallend gut.Silvia Ventura und Jiri Bartovanec sind gute Balletttänzer, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst sind.In einem Stück, in dem die meisten Charaktere unreal sind, ist die Darstellung „normaler“ Menschen sehr schwer. Es scheint als hätten Maria M. Pela (als Krankenschwester) und Matthias Schott (als Arzt) mit diesem Problem zu kämpfen.Das größte Manko der Aufführung ist, dass die Bühne und der Zuschauerraum auf gleicher Ebene liegen. Dadurch verpassen manche Zuschauer einige Momente.

Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa)

Silvia Ventura und Dominik Stein - Foto: Dirk Möller


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Theater/Berlin/ „Theaterstück über Saddam und Bush in der Psychiatrie“

Berlin (dpa) – Weltpolitik im Theater: In dem Stück „Jack & Harun“ treffen sich die Kriegsgegner Saddam Hussein und George W. Bush al Insassen eine psychiatrischen Anstalt wieder.

Premiere des Werks des Iraners Farhad Payar und der Deutsch-Ägypterin Yasmin Khalifa ist am 24. November (20.00 Uhr) in der Berliner Villa Elisabeth.

Der schizophrene arabische Schriftsteller Harun glaubt, er sei der irakische Diktator Saddam Hussein. Eines Tages wird der Amerikaner Jack auf sein Krankenzimmer verlegt, der sich für US-Präsident Bush hält. Beide verstehen sich besser als zunächst erwartet. Im Laufe des Stückes offenbaren sich, wie es den „in ihren Wahnvorstellungen gefangenen Demagogen gelingen kann, ihre Umwelt zu täuschen und für sich einzunehmen“, erklärten die Autoren am Freitag. „Wir wollten ein Stück auf die Bühne bringen, das statt der oft betonten Unterschiede zwischen der westlichen und arabischen Welt die Wurzel des Konflikts darstellt, die auf Gemeinsamkeit beruht.“ Regie führt der Autor Payar selbst.

dpa ev yybb bj181113 Nov 05

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Fotos: Gunnar Lange


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Fotos: Gunnar Lange

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